Samstag, August 26, 2006

zweite magenspiegelung (der wahnsinn nimmt seinen lauf)

während der sechs wochen die zwischen beiden spiegelungen vergangen waren, wurden meine beschwerden trotz 40-60mg verschiedener ppi varianten leider nicht wesentlich besser. mittlerweile hatte ich omep, pantozol und pariet durch. mit pariet wurde es zum ende hin etwas besser.

also der tag der zweiten magenspiegelung. es sollte 2 tage vor der geburt meiner tochter eva sein. die spiegelung verlief wieder relativ normal, die diagnose die mich danach ereilte eher weniger. mein gastroenterologe und mein allgemeinarzt befanden sich im gleichen haus, so wurde ich nach der spiegelung wieder zu meinem allgemeinarzt geschickt und dieser hatte nun die glorreiche aufgabe mir die diagnose "short-segment-barrett-esophagus"(ssbe) zu stellen. das bedeutet, ich habe eine schleimhautveränderung am übergang von der speiseröhre zum magen (cardia). diese schleimhautveränderung wird als krebsvorstufe eingestuft. nun muss ich vorneweg sagen, dass es verschiedene abstufungen gibt. meine metaplasie ist 5mm lang. das ist ein sehr kleines barrett. ich hoffe sehr, dass es das auch bleibt und dass die wahrscheinlichkeit einer entartung wegen der geringen größe auch sehr klein ist. man sagt in 10 jahren bekommt einer von zehn barrett patienten ein speiseröhren karzinom (speiseröhrenkrebs). man ist sich jedoch nicht einig ob ein ssbe überhaupt beobachtet werden muss. als wirklich gefährlich scheinen wohl nur "long-segment-barrett-esophagus" lsbe zu gelten. hier ist die schleimhautveränderung > 3 cm von der cardia ab.

ich wusste damals schon was ein barrett ist, denn ich habe vorab natürlich schon das ganze netz druchforstet, und so traf mich die diagnose recht hart. anfangs war noch alles in ordnung, ich verließ recht gefasst das ärztezimmer, stieg ins auto um in die arbeit zu fahren. plötzlich überkam es mich, tränen liefen mir die wangen runter, nicht zu knapp. ich begann die welt zu verfluchen, für so viel ungerechtigkeit. die geburt meiner tochter stand kurz bevor und wir waren so glücklich. meine frau und ich waren schon 10 jahre zusammen und hatten vor ca. 10 monaten beschlossen unser leben alleine zu verbringen. bis uns der schwangerschaftstest eines besseren belehrte. wieso hängt mir diese welt ein kind an und pflanzt mir dann eine zeitbombe in den körper, fragte ich mich. während an anderen orten dieser welt massenmörder, menschenrechtsverletzende diktatoren oder kindesmißhandler gesund und glücklich ihr leben bis an die 100 jahre grenze treiben dürfen. nicht dass wir uns missverstehen, ich liebe meine tochter und freue mich jeden tag über sie.

in der arbeit angekommen, viel es mir schwer die fassung zu wahren und so brach es denn auch nach kurzen wieder aus mir raus. ich fuhr nach hause ... dort teilte ich meiner frau die bad news mit und wir fingen natürlich beide wie die schlosshunde zu heulen an. wenige stunden später bekam sie einen balsensprung und die geburt unserer tochter, die sich über 32 stunden hinziehen sollte war somit eingeleitet. wahrscheinlich hätte ich versuchen sollen, die diagnose noch ein paar tage für mich zu behalten. aber irgendwie konnte ich das nicht. die folgenden tage waren nun natürlich mit wehmut gefüllt und so viel es uns beiden schwer, die geburt unserer tochter wirklich zu genießen ...

erste magenspiegelung

nun war es also so weit, 17ter januar, meine erste magenspiegelung. mulmig war mir schon, eine spritze wollte ich aber dennoch nicht. ich wollte nicht den ganzen tag verschwenden und noch in die arbeit. ich mache es bis heute ohne spritze. bist jetzt habe ich dieses jahr 5 spiegelungen hinter mir und mitlerweile hab ich es richtig raus. das wichtigste ist tatsächlich atmen. ruhig atmen, mir fällt es am leichtesten durch den mund. einatmen, wenn der schlauch geschoben wird. ausatmen, wenn der schlauch gezogen wird. nicht aufhören zu atmen. wer nicht atmet, kann würgen, wer würgt, verkrampft. dann kann man in eine art panik geraten, die die ganze sache nur unangenehmer macht. bei meiner letzten spiegelung mußte ich kein einziges mal würgen. nach ca. 5 minuten war alles vorbei.

die diagnose meines damaligen gastroenterologen lautete: ausgeprägte ösophagitis, bei kleiner angedeuteter axialer hernie. 20 mg ppi (damals Omep). kontrolle unbedingt.

in 6 wochen sollte ich erneut vorstellig werden...

am anfang war der herzinfarkt

anfang dieses jahres, es war so um den 10ten januar rum, meine frau war damals im 7ten monat schwanger, bekam ich plötzlich zwei, drei tage lang nach so ziemlich allem was ich zu mir nahm sodbrennen. ich dachte mir nichts weiter und nahm ein paar bullrich salz und gut war es. doch dann gingen plötzlich diese diffusen oberkörper schmerzen los. so in der herzgegend, auch den linken und teilweise den rechten rippenbogen betreffend manchmal ausstrahlend bis in die schultern. das sodbrennen war ich allerdings los. ich sah keinen zusammenhang zu dem sodbrennen der letzten tage und so war ich der festen überzeugung, dass ich kurz vor einem herzinfarkt stand. ich hatte meine frau schon vorgewarnt und ihr gesagt was im falle eines falles zu tun sei. einen termin bei meinem hausarzt für den nächsten tag hatte ich schon.


morgens beim arzt durfte ich dann kurz auf der liege platz nehmen, er drückte mir in den solar plexus. ich sagte aua und bekam sogleich die diagnose... das ist ein zwerchfellbruch, das haben raucher öfters. ich rauchte damals höchstens 10 kippen am tag, rauchte jedoch schon sehr lange (seit dem ich 13 war) und früher auch wesentlich mehr. das ein zwerchfellbruch jedoch so gar nichts mit dem rauchen und auch die beschwerden nicht unbedingt mit dem bruch zu tun hatten, sollte ich erst im laufe der zeit erfahren. und zwar nicht von meinem oder irgendeinem arzt, sondern aus der erfahrung mit meinem körper, dem austausch mit anderen betroffenen und dem wirkungslosen verpuffen meiner operation.


für den 17 januar hatte ich also die erste magenspiegelung meines lebens ausgemacht. es sollte nicht meine letzte sein.